Samstag, 26. Juli 2014

Morgenmoor



 
Gespenstisch wirkt das Abendmoor,
doch auch in Morgennebeln tanzt
ein Irrlichtstrahl zum Schnepfenchor.
Die tote Birke doppelt sich
im Torfstichwasser schauerlich,
wie nur zum Grusel eingepflanzt.

Ein Rindengeist streckt Arme aus,
aus Erlenlaub steigt kalter Rauch,
Konturen zeichnen sich erst kraus
im Fahllicht ab. Doch alsbald siegt
die Farbe und ein Kleinod liegt
vor dir mit Licht in Baum und Strauch.

Freitag, 25. Juli 2014

Nachtruhe




Die Schatten werden lang, sie greifen
mit dunklen Armen in das Kar,
geschwärzte Abendwolken streifen
das Gipfelkreuz. Ein Adlerpaar
verlässt den Horst zum letzten Mal.
Vergeblich ist die Schau ins Tal.

Die Sonne setzt der Berge Kette
auf ihrem Kamm in goldne Glut.
Die Dohle spielt noch Klarinette
bevor auch sie für Stunden ruht.
Und Hypnos hebt den Becher, trinkt,
worauf der Berg im Schwarz versinkt.

Donnerstag, 24. Juli 2014

morgengabe

Tautropfen im Netz einer Radnetzspinne werden in der Morgensonne zu Perlen, ungemein herrlichen sogar:


spinnenfleiß als morgengabe
glitzerperlentaugehänge
sonnenkugelspiegelwabe
zauberhaftes zweiggehänge
preislos sind die kostbarkeiten
die dem blicke bald entgleiten
kurz nur darf das aug genießen
bis sie dann wie tränen fließen
und die webe – leicht sodann –
sich nun andrem widmen kann


Mittwoch, 23. Juli 2014

Die alte Lärche erzählt





Die alte Lärche schwelgt in Bildern,
im Album der Vergangenheit.
Der Enzian lauscht ihrem Schildern,
ein Bergfink nützt mit Lust die Zeit,
so viel Erlebtes mitzuhören
und lässt sich liderschwer betören.

Der Baum erzählt von seinen Tagen
als junger Spross im Felsgestein,
von Dürre, argem Wetterschlagen
und Angst vor Weideviehgebein.
Er spricht von Stürmen in der Jugend
und seinem Widerstand als Tugend.

Auch seine Rinde lässt er sprechen,
die Narben zeigen Wundenriss,
mit zähem Harz bedeckte Flächen,
die Rotwild in die Borke biss.
Die Zweige wissen zu berichten
vom  Nadelfall und Astgeschichten.

Ich lieg dabei im grünen Grase,
beschattet vom Erzählerbaum.
Ein Falter sitzt auf meiner Nase,
er kitzelt, doch es stört mich kaum.
Am spannenden Ereignisgraben
darf auch ein Schmetterling sich laben.

Dienstag, 22. Juli 2014

Shalom, Salam




Gaza reizt mit Nahraketen,
Kinder sterben in den Gassen.
Israelibomben jäten
Menschen aus des Lebens Beeten,

Zahn um Zahn – in Ungleichstärke,
Reißzahn gegen Milchzahnschneide.
Gaza geht verdeckt zu Werke,
Israel siebt Eingeweide.

Wahnsinn aus verdorrten Hirnen,
die das Wort nicht länger kennen.
Erst die kalten Leichenstirnen
können Hass und Eintracht trennen.