Donnerstag, 31. Mai 2012

Buchenbaldachin



Ich liebe es, das schützend grüne Dach
der Buche. Schatten wirft es, mich zu kühlen.
Ich liebe es, das Blättertausendfach
als Lichtertanz auf meiner Haut zu fühlen.

Das zarte Laub zeigt große Lust am Spiel,
ein stetes Auf und Zu der Sonnenblende
verändert so der gelben Strahlen Ziel.
Die Zufallsmuster kennen hier kein Ende.

Ich liebe es, das grüne Windgeschwank,
wenn schwere Tropfen  Ast und Zweigwerk fächeln,
schau dann hinauf zum Baldachin und dank
für seinen Schutz und Schirm mit einem Lächeln.


Kind der Sonne und des Wassers



Das Kind der Sonne und des Wassers
schlägt Brücken voller Übermut,
scheint aus dem See sich zu erheben,
krümmt seinen Rücken hin zum Land.

Ein Farbgedicht der Impressionen
bezwingt mit seiner Heiterkeit
das Regengrau der letzten Stunde.
Ein Lächeln zeigt das bunte Band.

Sein Schwinden fordert keine Trauer,
es macht nur Sommerhelle Platz.
Der Bogen ruht nur bis zum nächsten
gemalten Licht- und Tropfenspiel.


Mittwoch, 30. Mai 2012

Der Infinitiv der Baustelle




Mehmed kommen, gehen schnell,
bringen Maurerfäustel mir.
Werkzeug liegen auf Gestell,
du verstehen, Mehmed, gell,
was Polier will sagen dir?
Sprache schwer, ich wissen schon,
wenn du besser, auch mehr Lohn.

Mehmed wirkt erstaunt und spricht:
Erst einmal das Utensil,
dann, so glaub ich, schadet’s nicht,
dir im Anschluss an die Schicht
beizustehen mit dem Ziel,
Zeit zu formen, deutlich, klar,
wenigstens im Singular.

Dienstag, 29. Mai 2012

In den Rebenhügeln



Es schmiegen Noahs Reben sich
in Mulden, steigen mit dem Hang
zum Horizont in Reih und Glied.
Die Lärche singt ihr Werbungslied,
vom Dorf her hör ich Glockenklang,
verhallend fast, doch feierlich.

Vier Farben malen fast allein.
Das grüne Weinlaub teilt das Grau
der Krume wie's der Handlauf macht.
Auch karge weiße Blütenpracht
sticht leuchtend ab vom Ätherblau.
Ich sitze lange noch am Rain.


   

Mohnblüten öffnen sich




Borstig, haarig, kaum beachtet
hängt ein Knospen-Ei am Stiel.
Niemand, der es nah betrachtet,
wahrlich noch kein Augenziel.

Angespornt von Sonnenmilde,
reckt das Köpfchen sich zur Höh.
Risse zeigt das Bartgebilde,
mehr und mehr bei jeder Bö.

Wie ein Falter aus der Hülle
windet sich das Blütenblatt,
zeigt, sich öffnend, seine Fülle,
seidig, samtig, farbensatt.

Roter Schmetterling am Raine,
Elfenkleid im sanften Wind.
Blickfang nun, und wie ich meine,
unsrer Felder schönstes Kind.