Donnerstag, 29. November 2012

Spätherbstliches Zubettgehen





Die Wiese fröstelt, Bäume frieren,
wen möchte solcher Schlaf erquicken?
Wer wird das Bett mit Leinen zieren,
die schützend weiße Decke schicken?

Da zieh'n vom Westen Wolken her,
aus Düsterschwarz fällt Sauberweiß.
Kristalle wirbeln, mehr und mehr,
ein Tanz, wohl feurig, aber leis.

Die Halme räkeln sich, die Zweige
genießen schon des Lakens Wärme.
Ein Schlaflied spielt der Frost, die Geige
ermuntert weitre Flockenschwärme.

Ein blütenweißes Linnen deckt
am Abend Stoppelfeld und Rain.
Wie wohlig sich die Feldflur streckt,
verspürt die Tuchent  Schnee allein.

Mittwoch, 28. November 2012

Hexenverfolgung



Hexenverfolgung

Es meinte Grimm zu seinem Bruder,
was könnt‘ der Hexe, diesem Luder,
den Garaus machen, sag es mir,
der Hans, die Grete, gar ein Tier?

So fragte Jacob Wilhelm ernst,
woraus du ganz vergnüglich lernst,
welch Themenkreis die Brüder reizte,
und Grete dann die Hex‘ verheizte.

Doch Anderson Hans Christian
ging diese Sache anders an.
Da fiel das Hexenhaupt im Walde
durch flinken Säbelhieb auf Halde.

Zwerg Nase, Sohn von Wilhelm Hauff,
mischt seine Hexe gleichfalls auf.
So lernt das unbedarfte Kind,
wie wichtig solch Massaker sind.

Dolinensturz



Im Feldgelände war ein Loch,
ich fiel hinein und brach das Joch.
Das Wangenbein war ganz entzwei
und mir war's auch nicht einerlei.

Ein Geologe sagte mir,
Doline wär das Wort dafür,
für’s Loch und nicht das Wangenbein.
Vom Herzen fiel mir da ein Stein.

Doline – welch profunder Trost,
ich war kein bisschen mehr erbost.
Es war kein Loch, in das ich fiel,
ja eh nur Kalk- und Wasserspiel.

Montag, 26. November 2012

Wie lieb ich dir!





Ach, Kasimir, oh, Kasimir,
wie fallverhöhnend lieb ich dir,
viel mehr noch als vor Jahren Rainer,
dem sagte ich: „Ich liebe deiner“.
Der hasste das und Emmerich,
verlangte stur: „Ich liebe dich“.
Nur dich, mein lieber Kasimir,
gefällt mein Schwur „Ich liebe dir“.


Die Milch der frommen Denkungsart




Ein Säugetier trägt Haar, gibt Milch,
sein Nachwuchs saugt begierig.
So macht’s der Tiger, tut’s der Bilch,
der Igel auch, nur schwierig.
Durch Schiller erst, in Tells Brevier,
erfuhr ich gar Groteskes.
Die Denkungsart – ein Säugetier!
Das hat was Kafkaeskes.
Da säugt die Fromme wohl gleich vier
verspielte Denkungsärtchen.
Sie wachsen schnell, schon sprießt herfür
ein Philosophenbärtchen.