Dienstag, 30. Oktober 2012

Hallo Wien (Halloween)





Begeistert ruft man „Hallo Wien!“,
der Grund entzieht sich meinem Wissen.
Dann seh ich Maskenträger zieh’n,
auch das lässt Wienbezug vermissen.

Warum ruft niemand „Hallo Graz!“,
das würde gut zum Kürbis passen?
Man hört auch nie „Grüß Gott Stinatz“
nie „Hallo Linz“ in unsren Gassen.

Doch nehme ich das Faktum hin,
zu grüßen ist die Hauptstadt heute,
beeile mich, ruf „Hallo Wien!“,
zum schiefen Blick der meisten Leute.




Hesperidenschatz




Vor Zeiten gab Gaia ein edles Präsent
der Hera und ließ es von Nymphen beschützen.
Die Frucht dieses Baums, der sich Goldener nennt,
war gut einer ewigen Jugend zu nützen.

Geneigtheit der Leute
genießt auch noch heute
die Röte, das Runde,
man führt ihn zum Munde

den Apfel.

Montag, 29. Oktober 2012

Ahornblatts fröhlicher Abschied



Vollfüllt hat nunmehr jedes Blatt
im Herbst den Dienst an Ahornzweigen.
Es löst das Laub sich farbensatt
und kann noch manche Künste zeigen.

Ein Blättchen fliegt als Schmetterling,
es trudelt mit den kalten Winden.
Als Schifflein treibt ein buntes Ding,
wird wohl das Ufer nicht mehr finden.

Ein kleiner Fürwitz hängt im Dicht
der Heckenrose, möchte bleiben.
Der Stachelstrauch gestattet’s nicht,
ein Luftstoß wird den Gast vertreiben.

Vergnügter Jux und Firlefanz
lässt auch den ersten Schnee erschrecken.
Da zeigt sich nach dem Blättertanz
das Weiß durchsetzt von lust’gen Schecken.

Kein Mitleid will das Ahornblatt,
du merkst sogar verschmitzten Jubel.
Es scherzt für dich in Dorf und Stadt
vor wochenlangem Flockentrubel.


Sonntag, 28. Oktober 2012

Unerwarteter Wintereinbruch



Gestern zog's noch Schmetterlinge
zur Resedenblütenzier.
Herrlich glänzten Flügelringe,
Herbstlaub spielte Farbklavier.

Schwarzwolken drängen zur Mitternachtsstunde
kaltfrachtbeladen hinunter ins Tal,
drehen durch Wälder und Dörfer die Runde,
stäuben das Brachfeld zum festlichen Saal.

Bäume verneigen sich, lastreich gezwungen,
Schneemännerarmen gleicht Fichtengeäst.
Frostmann, vom Herbste zur Probe gedungen,
wandelt den Lauwind zum Eisblumenfest.

Morgen aber führt das Lächeln
im Gesicht des Sonnenrings
zu erneutem Flügelfächeln
eines bunten Schmetterlings.


Samstag, 27. Oktober 2012

Winterabwehr



Wenn der Herbst den Wald in bunte Farben taucht,
wenn der Nebel aus dem Schlot der Kare raucht,
wenn die Hörnchen Samenkorn und Nuss verstecken,
dann schickt der Frost sich an, in Weiß den Tisch zu decken,
als Reif zur Probe übers Land gehaucht.

Wenn die Echse längst schon unter Wurzeln träumt,
wenn das Kind die Haube aus dem Kasten räumt,
wenn die Lärchen Gold in ihre Zweige ziehen,
dann ist's für alles Sommerliche Zeit zu fliehen,
wenngleich des Herbstes Farbtopf überschäumt.