Montag, 30. April 2012

Kleine Maifreuden




Sie summen wieder, brummen laut,
der Buchenzweig trägt sechs von ihnen.
An Blüten naschen sie, an Kraut
und wenn man früh am Morgen schaut,
hängt mancher steif in den Gardinen.

Die Buben sammeln sie vom Blatt,
sie landen dann in Hosentaschen.
Dort fehlt’s an Grün, das macht nicht satt,
nun flieht das Tierchen, denn es hat
genug vom Spiel, dem Käferhaschen.

Es gibt auch Ulk aus Krabblersicht,
Frau Maier stört Gekraul im Nacken.
Sie schreit, als schrieb ihr Lebenslicht
fürs Weiterleuchten den Verzicht,
doch wagt sie nicht, das Tier zu packen.

So lernt man aus dem Resümee,
der Mai zeigt fröhlich sich und friedlich,
stimmt Menschen froh und wie ich seh,
entschlüpft auch Kerfen ein Juchee.
Frau Maier sieht das unterschiedlich.




Sonntag, 29. April 2012

Blütenmeer



Ein Eichhörnchen freut sich des Frühlings, erkundet
die Äste und Zweige in blumiger Pracht,
beknabbert die Blüte, das Weißrosa mundet.
Verwunderten Bienen entgeht süße Tracht.

Am frischgrünen Kirschenblatt  müht sich des Maien
geschäftigster Käfer um Halt für das Mahl.
Die Amsel muss Raupen ihr Augenmerk leihen,
das Rotkehlchen schätzt - heftig wippend  - die Zahl.

Der Star wartet ab, sein Begehr braucht noch Wochen,
dann locken die Früchte in grellrotem Satt.
Bis da wird geklettert, gehangelt, gekrochen,
im Blütenmeer findet ein Frühlingsfest statt.


Samstag, 28. April 2012

Der Götterstreit



Krähen umschwärmen ein Etwas am Raine,
schreiten im Kreise auf stelzsteifem Beine.
Hornschnäbel wagen den ersten Versuch,
Lebloses deckt ein gewandendes Tuch.
Ingolf vermisst man im Dorfe seit Tagen.

Jupiter, müde wallhallischer Klagen,
lässt einen Römer den Schulzen erschlagen.
Trauer geht um in der Sippen Verband,
schweigend erhebt man zum Schwure die Hand.
Rache beschließen verbitterte Leute.

Eber und Urochs, der jagdlichen Beute,
schenkt man noch Schonung, dem Kampf dienen heute
Gere und Äxte von Baldur, dem Schmied.
Eichenlaub zittert, im schaurigen Lied
klagen zum Abschied noch zornige Worte.

Römische Späher der nahen Kohorte
nähern sich pirschend dem Brandgrab im Orte,
sehen die Krieger, zurück im Kastell
melden sie Männer in Grobtuch und Fell.
Höhnender Spott klingt aus lautem Gelächter.

Wald grenzt ans Lager, am Rand üben Fechter,
glaubend an Mars, ihren Kriegsgott, als Wächter.
Schwertträger lauern im Walddämmerlicht,
Büsche und Stämme verhindern die Sicht.
Leben und Tod trennt ein seidener Faden.

Donar beginnt seine Blitze zu laden,
schickt mit den Windhexen wolkige Schwaden,
Jupiter bringt seine Rüstung auf Glanz,
Lorbeer verspricht ihm Fortuna im Kranz.
Krieg aber führen Bewohner der Erde.

Fallende Reiter, verendende Pferde,
Wurfspieße metzeln die weidende Herde.
Menschen vom Gegner gemeuchelt, entseelt,
bleiben zurück auf dem blutnassen Feld.
Götter besiegeln den Frieden im Trunke.





Abendliches Schauspiel


Glühendes Rot schenkt dem Tag eine Stunde
ehe die Nacht alles Helle Fichte verschlingt.
Schon dreht das Mausohr im Fahllicht die Runde,
während die Amsel ihr Schlafliedchen singt.

Farben der Glut scheint der Himmel zu malen,
Feuer greift tief in das dunkelnde Blau.
Fort ist die Sonne, die pinselnden Strahlen
klimmen den Sehkreis zur Spätabendschau.

Waldkäuze rüsten ihr weiches Gefieder,
Kirchtürme schwärzen zum Scherenschnitt ein.
Dieser Moment, ein Libretto für Lieder,
könnte nicht schöner, nicht mystischer sein.


Donnerstag, 26. April 2012

Der Pegasus im Mirabellgarten




Poseidons und Medusas Kind
will in das Ätherreich  enteilen.
Gott Aiolos befiehlt dem Wind,
mit Pegasus den Flug zu teilen.

Das Ross jedoch bewegt sich nicht,
die Adlerschwinge zeigt kein Beben,
kein Huf des Dichterpferdes bricht
der Schwere Kraft, es fehlt das Leben.

Ein edler Guss steht auf der Wacht,
erhaben auf dem Marmelkerne,
beschaut der Fürstenbeete Pracht
und Hohensalzburg in der Ferne.



Lückenfüller


Kuh Herta und Kuh Edeltraud,
sie kauen schläfrig ruhend wieder.
Das Bild wirkt insgesamt vertraut
und ländlich seelenbaumelnd bieder.

Von weiland Josef Anton Koch,
dem Meister farblicher Idylle,
scheint diese Pinselkunst, jedoch
es fehlt ein wenig noch an Fülle.

So leg ich mich zu Herta hin,
schon nähern sich vergnügte Kinder.
Nun weiß ich, wer ich wirklich bin,
sie rufen nämlich: Schau, drei Rinder.


Mittwoch, 25. April 2012

Tulpentränen am Morgen


Die Tulpe weint den Morgenreif
in dicken Tränen auf die Erde.
Ihr Blütenkopf ist viel zu steif,
auf dass er wieder Becher werde.

Doch eine Stunde Sonnenkraft,
dann zeigt der Stängel seine Würde.
Er hebt den Kelch, der lockend klafft,
missachtet hochgemut die Bürde.

So steht die Blume stramm im Beet,
will von den Strahlen Wärme borgen,
bis dann der Goldball untergeht
und Reif beschert am nächsten Morgen.
 
 

Rapsfeld



Du siehst nicht buntes Allerlei,
nicht spielerisches Durcheinander.
Der sanfte Hang gibt wenig frei,
nur sattes Gelb und Blau vom Rand her.

Und dennoch wird das Bild zum Schmaus
der Augen, die sich weidlich laben.
Das Blütenmeer strömt Frieden aus,
weckt Hoffnung auf der Samen Gaben.

Ein Windrad an der Gelbflut Rand
hält Wache, lässt die Arme kreisen.
Es scheint, als wolle seine Hand
auf all die Herrlichkeit verweisen.