Samstag, 31. März 2012

Im Irdninger Moos



Der Grimming spiegelt sich, die Pfütze
aus hingeschmolz'nem Winterrest
verdoppelt nun die weiße Mütze,
wird meinen Augen Ziel und Stütze.
Ein zweifach sattes Farbenfest.

Ein grüner Rahmen fasst die Töne
aus blankem Weiß und Himmelblau,
verstärkt durch weichen Strich das Schöne,
die Birken wiegen sich im Föhne
und winken her zur großen Schau.
 
 

Unsere Vettern

Befasst man sich mit seinen nächsten Verwandten, den Primaten, besser als Affen bekannt, kann man fast immer eine leichte Befangenheit feststellen. Nun, es sagt sich leichter "Meine Verwandten sind Primaten" als "Mein Onkel ist ein Affe". Viele Leute werden nämlich bei "Primat" an den Vorstand einer Spitalsabteilung denken - und das verschafft Ansehen.


Im Regenwald von Nordruanda,
vereinzelt auch in Westuganda,
gelingt es alten Silberrücken
Pauschaltouristen zu entzücken.

Gorillas nähren sich meist pflanzlich
und nehmen höchstens zweitinstanzlich
ein Quantum Proteintermiten
nach mühevollen Stocher-Riten.

Man sieht, der Vetter ist recht friedlich,
wenngleich nicht ausgesprochen niedlich.
Als Hausgenossen sind Chinchillas
verträglicher als Berggorillas.


Donnerstag, 29. März 2012

Arbeit getan




Marienkäfer turnen, Bienen
beladen sich mit Blütenstaub.
Der Frühjahrsgöttin Freyja dienen
die Schlüsselblumen, ihre Bärte
verschließen alle Winterhärte
und öffnen Knospen für das Laub.

Die Gärten wandeln sich zu Meeren
aus wogend bunter Farbenpracht.
Da schneiden tausend feine Scheren
Rosetten, Kronen aus. Sie fächeln
im lauen Mittagswind und lächeln.
Des Märzen Arbeit ist vollbracht.


Mittwoch, 28. März 2012

Frühjahrsleiden




Die Birkenknospe zeugt schon Laub,
die Hasel allergenen Staub
und Fallersleben reimt mit Lust,
der Frühling sei in unsrer Brust.

Herr Eichendorff spürt Frühlingsduft
gleich überm Garten durch die Luft.
Doch mir, mir rinnt ein Nasenloch,
das Frühjahr freut mich aber doch.

Da wanken Glöckchen, weiß wie Schnee,
schreibt Hofrat Goethe, wie ich seh.
Mein Glöcklein aber tropft und fällt,
was auch ästhetisch leicht entstellt.

Beachtlich ist der Dichter Wollen,
nur endreimt niemand über Pollen.
Trotz alledem, der Lenz ist pfleglich,
auch Uhlands Lerche singt erträglich.





Klage in Astrachan


Sie kennen sicher den aus einschlägigen Zeitschriften und dem Fernsehen bekannten Ichthyologen Hofrat Prof. Dr. F. Orelle und seinen Assistenten Dr. H. Echt. Beide sind begeisterte Hobbyfischer und tragen nicht nur dunkle Sonnenbrillen und Schlapphüte, sondern auch ein gerüttelt Maß an Verantwortung. So wenden sie sich seit Jahren gegen die schamlose Ausbeutung der Störe und wissen sich mit diesen einer Meinung.

Mit Nachdruck klagt in Astrachan
ein Stör die Fischerinnung an:
Was wollt ihr Männer an der Wolga
von meiner Frau, der Störin Olga?

Vermutlich ist’s der Kaviar,
die präsumtive Kinderschar,
die ganz alleine uns gehört.
Nun wisst ihr, was uns Störe stört!


Dienstag, 27. März 2012

Wer angibt, ...

Fische sind vielerlei Gefahren ausgesetzt. Sie können zum Beispiel erluften, das ist das Gegenteil von ertrinken. Auch ist es der Gesundheit von Fischen nicht förderlich, wenn sie gefangen werden, ob jetzt im Netz oder an der Angel spielt weniger Rolle. Doch lauern auch hungrige Mitgeschöpfe, die gar nicht so mitgeschöpfliche Regungen empfinden. Einem Seepferd (ich glaube, es war ein Rappe) erging es so:


Ein Seepferdchen wagt sich zu nah an die Küste,
als ob es von lauernden Vögeln nichts wüsste.
Und wirklich, in sandiger Badestrandnähe
erfasst sie der Schnabel der hungrigen Krähe.

Der schwarze Geselle ist jung noch an Jahren,
so ist ihm der Stolz hinters Stirnbein gefahren.
Seht her, ruft der Schwarzrock, nie sollt ihr’s vergessen,
ich habe zum Frühstück ein Pferd aufgefressen.