Montag, 30. Juli 2012

Leontopodium - das Edelweiß




Du nützt das karge Grün im Stein
für deinen Stern als Firmament.
Der Tag jedoch, der Sonnenschein
soll Bühne für dein Leuchten sein,
das alle Welt so edel nennt.

Dein Pelzchen gleicht dem Löwenfuß,
so stehst du auch im Almanach.
Vom Osten bis Al Andalus
erfreut dein samten weicher Gruß
mit seinem Weiß uns tausendfach.




Sonntag, 29. Juli 2012

Fliegenpilz (Amanita muscaria)



Die Auskunft eines  Mykologen
erscheint erfunden und gelogen.
Der Kleine wäre - wie frappant -
dem Knollenblätterpilz verwandt,
der Gattung Wulstling zugehörend.
Kurzum, in keinem Fall betörend.

Ich schieb die Schauermär beiseite,
verdräng sie ganz und gar und leite
den Blick auf diesen Tupfenmann.
Da steht er da und lacht mich an.
Dem Paradeiser gleicht sein Schirmchen,
bespritzt mit Mayonnaisewürmchen.

Ich ruf ihm Grüße zu im Gehen
und lass ihn unbehelligt stehen.
Man reißt ja solchen Augenschmaus,
die Schönheit achtend, wohl nicht aus.
Ein weitrer Grund ist gleichfalls triftig.
der Waldzwerg ist auch mäßig giftig.


Samstag, 28. Juli 2012

Wiesenschaum




Der Wiesenschaumzikade Nest
hängt blasig an diversen Kräutern.
Wie Bierschaum auf dem Glase lässt
sein Aussehn sich exakt erläutern.

Auch ähnelt es dem Sputum sehr,
sodass Verkosten sich verbietet.
Im Innern hat ein Irgendwer
sich wohlig häuslich eingemietet.

So meine ich, der Wiesenschaum
passt auf Johanniskraut und Gräser.
Als Trunk jedoch erfreut er kaum,
doch überlass ich das dem Leser.


Freitag, 27. Juli 2012

Grüne Festspiele



Sonnenlicht, fingrig gefächerte Schatten,
mehren die Töne gestückelter Matten,
Farbmosaike auf feldgrünem Grund,
immer verschieden zu wechselnder Stund.

Roggen, Luzerne, schon stattliche Rüben
breiten das Grün bis zum Waldrande drüben,
Raine mit frohbuntem Blumengeprang
ziehen gestaltend die Fluren entlang.

Keine Gebirge, nicht klaffende Schluchten,
reißende Bäche, romantische Buchten
locken das Auge, genügt doch die Schau
grünen Geflirrs unter himmlischem Blau.

Mittwoch, 25. Juli 2012

Wanderheuschrecken



Heuschrecken gibt es, die wandern
von einem Gefilde zum andern.
Warum nur? Die Sinnfrage nagt.
Vielleicht, weil der Hunger sie plagt?

Viel eher, so möchte man meinen,
entflieht so ein Schreck mit den Seinen
aus Frust über Nichtkompetenz
beim Schrecken mit hoher Frequenz.

Wer Heuschrecke heißt, will erschrecken,
beim Heu arge Ängste erwecken.
Misslingt diese Abart des Sports,
erklärt sich der Wechsels des Orts.



Die Ballonfahrt




Meist kugelförmig, innen hohl,
mit Brenner, Mannschaftskorb bestückt,
so fährt der Ball, denn merke wohl,
er fliegt, wär sprachlich wohl missglückt.

Die heiße Flamme heizt die Luft,
das Ding erhebt sich himmelhoch.
Der Fahrgast, der um Hilfe ruft,
erblasst, erbricht und schämt sich noch.

Die Menschen werden winzig klein,
der Hund erscheint als Kleiderlaus.
Von droben hört man Engelein,
man richtet sich zum Sterben aus.

Verzweifelt greift man nach dem Sack,
der seitlich an dem Korbe hängt.
Da rieselt Sand und fällt zickzack,
was Korb und dich  nach oben drängt.

Da, eine Leine vorm Gesicht,
ein Ruck, das Unding sinkt mit Hast,
und schließlich baumelt dein Gewicht
am allerhöchsten Tannenast.

In Zukunft fährt man mit dem Zug,
im erdgebund'nen Schlafwaggon,
gemütlich wäre auch ein Flug,
doch niemals wieder mit Ballon.


Dienstag, 24. Juli 2012

Warum Vergleiche oft hinken



Die grauen Zellen sind ja weich,
doch stieß im Großhirn ein Vergleich
mit voller Wucht ans Über-Ich
und seither hinkt er fürchterlich.