Montag, 9. Juli 2012

Der Fink mit dem Buch




Es schmückt sich, wie wir alle wissen,
der Prahler oft mit Titeln, Taten.
Wird dieses Scheinweltruhekissen
mit Lust von andren aufgerissen,
dann ist die Scham meist groß geraten.

Den Buchfink stört Blamage nicht,
sein Mangel an Bescheidenheit,
beschützt den bunten Federwicht
vor Sigmund Freud’scher Innensicht
und schuldbewusstem Seelenleid.

Er kennt Ovid nicht, auch nicht Goethe,
ist nie beim Bachmannfest gewesen,
in Büchereien hätt er Nöte,
weil sich nur fremder Anblick böte.
Er kann vermutlich gar nicht lesen.


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