Donnerstag, 8. November 2012

Der Nebel, Gehilfe der Fantasie





Der Atem des Herbstes, die weißgrauen Schwaden,
nimmt blattarmen Bäumen die scharfe Kontur.
Die Stammreihen scheinen im Nebel zu baden,
nicht weit reicht der Blick, bald verraucht jede Spur.

Das Ziel nicht vor Augen, Gewisses nur ahnend,
reizt dennoch das Wandern durch Windmondes Reich.
Ein Krähenruf, grüßend statt Schwesternvolk mahnend,
zieht Blicke und Schritte zur Erle am Teich.

Wie still ist’s im Schilf, klingt des Rohrsängers Flöten
für kommende Wochen an anderem Platz?
Auf Brachfeldern trotzen die Hasen den Nöten
und üben fürs Frühjahr schon kunstvollen Satz.

Das Milchglas des Dunsts trügt das Aug mit Chimären,
geschriebenes Wort hinkt dem Bild hinterher.
Ich glaube, wenn schleiernde Nebel nicht wären,
dann bliebe ein Teil unsres Wundersinns leer.



2 Kommentare:

  1. Lieber Ingo,

    ein ganz beeindruckendes Gedicht, mit einer gefühlvoller Metaphorik . Ich bin begeistert von der geistigen und sprachlichen Tiefe Deiner Werke. Danke!

    LG Drago

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  2. Ich kann mich bei dem Gedicht nur Drago anschließen! Es ist beeindruckend und tief und in wunderschöner Sprache!
    glg - Trixi

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