Donnerstag, 30. August 2012

Morgendliche Entscheidung



Ein Keil schiebt sich drohend ins Hoflicht des Balles,
der Schäfchen vertreibt aus dem stählernen Blau.
Ein See schluckt die Bäume, die Berge und alles,
er stellt zum Ergötzen ihr Doppel zur Schau.

In weiblichen Formen zeigt sanft sich der Hügel,
bedeckt sich gefällig mit zarthellem Grün.
Der Wolkenknecht aber greift streng in die Zügel,
streckt schwarzgraue Lanzen ins flammende Glühn.

Als Schauspiel begreifen die Menschen die Mühen
des wachsenden Morgens zum siegenden Schlag.
Sie jubeln, wenn kampfmüde Schattgeister fliehen.
Die Mohnblume lächelt, grüßt froh diesen Tag.

Das stille Lächeln des Ohrwurms



Des Ohrwurms Ärger ist beträchtlich,
sein Name stört ihn und er rächt sich
mit kolportierten Ammenmärchen
vom scharfen Ohrverstümmlungs-Scherchen.  

So macht der Mensch den Ohrenkneifer
in selbstgerechtem Übereifer
zum Erzfeind aller Trommelfelle
und räumt die wurmbesetzte Stelle.

Das Tier erheitern solche Sachen,
es würde sich ins Fäustchen lachen.
Doch leider, leider hat es keines,
so lacht es sich ins End des Beines.


Mittwoch, 29. August 2012

Die Frage des Aristophanes





Wer trägt schon Eulen nach Athen,
fragt Aristophanes, der Dichter.
Die Vögel könnten vom Gewicht her,
hier wird er sicher richtig liegen,
zur Griechenhauptstadt einfach fliegen.
Doch tun sie’s nicht – Korinthersäulen
besetzen nur getrag‘ne Eulen.


Dienstag, 28. August 2012

Bergnacht

Ins Tiefblau vermischen sich wolkige Strähnen,
den Bergwald erfasst nun ein wohliges Gähnen.
Die Knechte der Nacht schleppen Decken herbei
und machen den Käuzen die Jagdgründe frei.
Der Bergkette Grate sind Tonpapierschnitte,
kein Baum zu erkennen, man ahnt nur die Schritte
des Nachgeists, der Tusche aus Fässern verstreicht,
so lang, bis der Rest allen Taglichtes weicht.

Montag, 27. August 2012

Wer bringt die kleinen Kinder?



Ein junger Storch bezweifelt sehr,
dass Störche Störchen Störche bringen,
vertraut dem Kinderkram nicht mehr,
er kennt sich aus in diesen Dingen.

Er ist sich sicher, Adebar
vermehrt sich durch den Dienst von Tauben.
Die Eltern, sehr verwundert zwar,
belassen ihn in diesem Glauben.

Das Menschenkind steht ratlos da.
Warum der Storch im Zwischenhandel?
Es führte ohne viel Trara
die Taub‘ allein zum Erdenwandel.