Sonntag, 15. Juni 2014

1914




Hohle Phrasen, hingedroschen
und das Denken ist erloschen.
Wenn sich Dumpfheit völkisch gibt,
Geist aus Argumenten siebt,
penetrant und immer wieder,
singt das Volk bald Kampfeslieder.

Kaisertreue, Führerglauben,
die Vernunft ist schnell zu rauben.
Menschen bringt man frömmelnd bei,
dass es Gotteswille sei,
im Hurrageschrei der Horden
Männer, Frauen hinzumorden.

Augenhöhlen, Schenkelstümpfe,
halbzerfleischte Schädel, Rümpfe
lassen dennoch Ehr und Preis
einem menschenfernen Greis
angedeihen. Frauen meinen,
Helden darf man nicht beweinen.

Millionen Leichen liegen
unverscharrt. Sich zu bekriegen,
sagt verlorener Verstand,
nütze nur dem Vaterland.
Viele wollen dem sich fügen,
folgen den infamen Lügen.




Freitag, 13. Juni 2014

Morgenstunden




Morgenstunden gleichen froher Jugend,
unbekümmert, heiter, schon als Tugend
mehren zeitig sie die rechte Zuversicht,
wachsen heller werdend an zu vollem Licht.

Morgenstunden lassen Ängste weichen,
bösen Albtraum  mit der Nacht verbleichen,
lassen Pläne klarer sehen, alles Sein
zeigt sich taugewaschen ohne Makel rein.

Morgenstunden hören Spatzen pfeifen,
sehen eifrig dich nach Plänen greifen,
die du aufgeschoben hast von Mal zu Mal.
Morgenstunden leihen dir den Sonnenstrahl.

Mittwoch, 4. Juni 2014

sommerstimmung




stieglitzgezwitscher
feldblumenzeit
lärchengejubel
mohnseidenkleid
amseloboen
rotkleegefleck
zaunkönigflüstern
erdbeergedeck
blütenpracht frohgesang
seelenhoch – sommerlang

Fröschisch




Am Schwimmblatt hängt im Sonnenschein
ein Frosch. Er äugt ins Land hinein,
freut glubschend sich des hellen Tages,
wie alle andern seines Schlages.

Die leichten Wellen schaukeln ihn
ein bisschen her, ein bisschen hin,
sanft auf und ab – der Schlaf senkt Lider,
ein Nickerchen ist nicht zuwider.

Ich seh den Frosch und möchte auch,
so einfach treibend auf dem Bauch
im Wasser liegen, Zehen strecken
und nur zum Spaß Libellen schrecken.

Schöne Heimat



Heimat, was sie ist und dir bedeutet,
wird zerredet, schändlich ausgebeutet,
ihres hohen Wertes da und dort beraubt.
Wundert es, wenn einer ihrem Sinn nicht glaubt?

Heimat fühl ich dennoch, wenn ich Wiesen sehe,
durch ein Meer an dottergelben Blüten gehe,
eine Zwitscherschwalbe unterm Himmelblau
mir Artistik zeigt in froher Sonderschau.

Heimat spüre ich mit allen Sinnen,
wenn die Bäche durch ein Steinbett rinnen
und ihr Plätschern zarte Melodien singt,
die dem Ohr die erste Liebe nahe bringt.

Heimat grüßt mich, wenn die Pfauenaugen
auf dem Grab der Mutter Nektar saugen,
ja, dann merke ich, dass eine Träne quillt,
die ein Wort mit herzensnahem Inhalt füllt.