Mittwoch, 5. Februar 2014

Eisfreier Wintersee




Es kann sich der See nicht zum Frieren entscheiden,
zum Spiel mit den Wellen fehlt lenzhafter Mut.
Kein Nicken des Schilfrohrs, kein Winken der Weiden.
Nur Ruhe und Stille. Mit farbigen Kreiden
malt jemand der Bläue den Schein roter Glut.
Wie fließende Lava in hellen Mäandern
beginnt nun das Licht durch das Röhricht zu wandern
und einerlei ist so des Wassers Befinden,
vermag’s doch beliebig die  Blicke zu binden.

Dienstag, 4. Februar 2014

Hinter Gittern




In Welten ohne Gitter, ohne Mauer
versucht dein steter Tagtraum einzutauchen.
Mich rührt der Anblick deiner stummen Trauer,
du ahnst, in deines ganzen Daseins Dauer
wird diese Hoffnung keimen und verrauchen.
Du musst das  falsche Spiel so weiter treiben,
dein Horizont wird Maschengitter bleiben.

If you come to San Francisco




Vor deine Küste bläst der Buckelwal Fontänen,
die Pelikane stürzen, wo sie Beute wähnen,
wie Pfeile aus dem Himmel in das Wogenmeer
und Schiffe ziehen Nebelschwaden hinterher.

Aus dichtem Grau taucht um die Mittagsstund die Brücke,
das Tor zur Stadt. Die Wolkenbank zerfällt in Stücke,
du kannst dein reiches, armes Antlitz sehen lassen,
dein buntes Volk und Narrenfeste in den Gassen.

Samstag, 1. Februar 2014

Wintersonne in der Au




Der Schnee ist Zuckerstaub heut nur,
ein Fleckchen da, ein Weißfeld dort,
genug jedoch, des Fuchses Spur,
die hin zum sanften Ufer führt,
in jäher Neugier nachzugehen.

Die Sonne doppelt jeden Ast
der Erle, jeden Weidenstamm
im Spiegel, der sich golden fast
ins Dunkel schiebt. Den Mistelbusch
vermeinst du so als Nest zu sehen.

Des Bruchwalds Wurzelwerk steht frei,
streckt Finger aus dem Uferlehm.
Auch lässt der Krähen Sammelschrei
aus kahlem Traubenkirschendicht
die Au als Traumort dich verstehen.

Gottgefällig




Kreuzzugritter Hadubrand
weilt schon lang im Morgenland,
bringt dort für das Christentum
Muselmanen, Juden um.

Frierend in der Kemenate
wartet Ritterfrau Renate
sehnlichst auf den Eisenschlüssel
zu der engen Keuschheitsschüssel.

Hadu trägt ihn an dem Gurt,
eng an seinen Leib gezurrt,
ahnt nichts von Renates Not,
wütet und schlägt Heiden tot.