Donnerstag, 29. Mai 2014

Seeidylle




Zum Bootshaus führt ein Steg aus Holz,
verbindet Land mit allem Stolz
des Eigners dieser Hütte, leitet
den Blick zum Spiegelbild. Es weitet
das Auge sich, es will das Sinken
im Doppelbild im Vollen trinken.

Die Himmelsfarbe tönt den See,
sein frisches Blau dankt froh der Höh‘,
verändert selbst die Farbenspiele,
umschmeichelt Pfahlwerk, schwere Kiele.
Im Schatten alter Planken plauschen
die Moderlieschen mit Karauschen.



Ährengold




Es neigt sich die Ähre, die Grannen gesträubt,
denn schwer wiegt das Korn, das vom Wind einst bestäubt
zur hellblonden Hülle des Brotes sich blähte,
dem Bauernfleiß dankend, der Keimsamen säte.

Die Kornblume leuchtet, der Klatschmohn entzückt,
die Ähre jedoch wird den Blumen entrückt,
ins Licht einer nährenden Sonne geschoben,
für wert auch befunden, sie mehrfach zu loben.

Beglückend ein Blick übers wogende Meer
der Halme im Wind von der Dorfkirche her.
Dazu noch der Jubel von singenden Lärchen
und schon tauchst du ein in beseelende Märchen.

Mittwoch, 28. Mai 2014

Regenrose




Die Rose weint des Regens Zähren,
will perlenglänzend Gleichmut lehren,
die Dinge, wie sie sind, zu nehmen
und sich ob Unbill nicht zu grämen.

An Schönheit mangelt es der Blüte
trotz all der Tropfen nicht. Gewüte,
ein Sturm, das Seidenkleid zerrisse,
sie bliebe dennoch Schönkulisse.

Es strahlt der Blume Seele weiter,
auch nasse Rosen wirken heiter
und kleine Fehler im Gewande
sind nur natürlich – keine Schande.

Schöne Ringelnatter




Die Schuppe streift das Trockengras,
es raschelt, Halme biegen sich.
Zum Wasser hin bewegt sich was,
das ängstlich meinem Fuße wich.

Ein Kopf erscheint – sein Schuppendach
zieht meinen Blick an, magisch fast.
Die Gabelzunge wippt, zum Bach
schiebt sich die Schlange ohne Hast.

Der halbe Mond am Nackenrund,
das Ringelband vom Halse weg,
tun dieses Wesens Namen kund
auf seiner Flucht aus dem Versteck.

Wer Glanz und Schmuck des Körpers sieht,
die Anmut und die Eleganz,
mit der die Natter Spuren zieht,
verliert auch ängstliche Distanz.




Dienstag, 27. Mai 2014

Mohnblümchen




Seidenglockenröckchen käme
dieser Blume ohne Häme
als ein Name voll zur Ehre,
wenn sie nicht der Mohn schon wäre.

Fröhlich weht der Elfenschleier
mit dem Wind zur Wiesenfeier.
Stängelbart verführt zum Lächeln,
Blütenblätter lernen Fächeln.

Selbstbewusst erkennt die Blüte,
schöner ist sie als die Hüte
andrer Kinder. Lieblich nickend
grüßt sie dich, du sagst – entzückend.