Mittwoch, 11. März 2015

Zweigkätzchen




Schmusekätzchen-Kuschelei
ist den Pelzigen Pläsier.
Wären sie bewegungsfrei,
horch mein Freund, ich sage dir,
hüpften sie auf deinen Schoß.

Sonnenstrahlen lieben sie,
Katzen sind sie offenbar.
Schau dir die an, die und die,
ein Miau aus dieser Schar
wär als Wunder gar nicht groß.

Gerne, allzu gerne nur,
hörte ich ein Sanftgebrumm,
bin dem Schnurren auf der Spur,
dreh mich nach dem Tiefton um.
Nachbars Minki ist es bloß.




zitronenfalter




zitrusfruchtgelber
jahrfrüher  gaukler
eismonattrotzer

du weißt es selber
augenverblender
dass wir dich lieben

farbklecks im krokus
schmunzelmundspender
frühjahrskalender

danke fürs flattern
luftikusspielen
windröschenküssen

J.O's Wolkenorakel




J.O. schaute zum wiederholten Male aus dem Fenster des alten, gutbürgerlichen Hotels in der Innenstadt. Die dunkle Wolke, die sichhartnäckig im Zenit des strahlenden Blaus ausbreitete, hellte nicht auf, nein, sie an düsterer Drohung. Es sollte also heute sein – es musste heute sein. An einem Tag, der die Heiterkeit des Lebens und den Fluss der Dinge als Angelegenheit lenkbarer Leichtigkeit mit breitem Pinsel und in anmutigen Tönen des Himmelblaus ans Firmament strich, konnte, wollte, ja durfte niemand freiwillig den Pulsschlag zum Verebben bringen. Heute wies die ständig dunkler werdende Wolke, regenschwangere Wolke auf eine unentrinnbare Prädestination hin und eine Stimme, woher auch immer, rief ein gebieterisches „Jetzt“!
J.O. hatte Krebs, unheilbar, schmerzhaft, unwürdig – ein Multiorganversagen war abzusehen, wiederum ein schmerzhaftes, quälendes, die Seele zerrinnen lassendes Geschehen, das verzweifelt nach Erleichterung flehte, ja schrie. Konnte J.O. diesem Aufschrei seines zweiten Ichs, das ihm die Karzinome beigestellt hatten, widersetzen? Sollte er noch einmal den Kampf gegen das Wuchern fehlgesteuerter Zellen und die kreisenden Geier in seinen Träumen aufnehmen?
Nein, J.O. hatte noch einen kleinen Rest Selbstliebe gerettet, er musste auf niemanden Rücksicht nehmen, Trauernde würde er nicht zurücklassen – und Herr über seine Entscheidungen und Entschlüsse wollte er bis zu letzten Atemzug bleiben. So ging er.
Die Stiege auf den Berg mit seinen vielen Terrassen, von wo aus andere herrliche Stadtblicke einfangen konnten, war steil. Sein Sinn stand nicht mehr nach Rundblicken. Es fiel ihm unsäglich schwer, genug Atem aus den gepeinigten Lungen bereit zu stellen. Erste Tropfen fielen, die Finger auf dem Handlauf des nasskalten Eisengeländers begannen wieder zu stechen, eine Folge der Chemo –Therapien, die ihm fünf ganze Monate geschenkt hatten und für die er unermesslich dankbar war. Diese Wochen waren trotz der Ungewissheit und seiner Schwäche eine Gnadenspende wohlwollender Puppenspieler, die die Fäden an denen er hing, schwingen ließen. Das Marionettentheater war nun geschlossen.
Jetzt stand er hinter der Brüstung der kleinen Terrasse. J.O. wollte keine Zeit mit Rückblicken und weiteren Abwägungen verlieren. Wozu auch? Er kletterte über das Geländer und sprang.
Sein Körper wurde wenig später in einem Innenhof gefunden. Seine Züge waren in einem Maße entspannt, wie sie nur bei Menschen zu bemerken sind, die die Gnade einer Erlösung aus langer Pein erfahren haben oder bei schlummernden Kindern, die das Süße in ihren Träumen belächeln.

Dienstag, 10. März 2015

Der Feldweg ins Blau




Ein Feldweg teilt Äcker. Die Furchen der Krume
begleiten den Kiesstreif zum Horizont hin.
Der Rücken des Hügels begrenzt, nur zu ahnen
sind Dorfkirche, Höfe, die Wälder entziehn
sich – scherzend beinah – jeder wirklichen Sicht.

Mich solls nicht berühren, ich habe nur Augen
für blassgraue Fahnen im grellen Azur.
Die Farbe des Äthers, dem Weltmeer der Ferne,
genügt mir alleine. Ich folge der Spur,
will Häuser nicht sehen, nur sphärisches Licht.

Samstag, 7. März 2015

Versammlung




Midan – der Turban prägt die Szene,
man lauscht und sucht das rechte Wort.
Ein weiser Rat – die weiße Strähne
zeigt Alterswürde, die dem Ort
Gewicht verleiht. Das Kleid des Mannes,
zentrales Stück des Augenbannes.

Al-Kalimat – sie formen Münder,
voll Wohlklang und bedeutungsschwer.
Vertieft sind Horcher und auch Künder
im unentwegten Hin und Her.
Laut hörbar macht die Melodie,
Laotas Tuscheakribie.