Sonntag, 18. Januar 2015

Zauberstunde




Die Sonne hängt im Raureifbaum,
bricht einen Strahl zu Milliarden.
Der Funkenflug – ein Wintertraum -
ein Tanz verchromter Hellebarden,
die eifersüchtig diese Pracht,
das Kunstwerk einer kalten Nacht,
bewachen.

Ich halte diesen Glücksmoment
nicht fest, der Eindruck ist zu flüchtig,
denn jeder weiß,  der dieses kennt,
Kristallgeschmeide macht nur süchtig
nach mehr von dieser Glitzerkunst
und würde Neid bei mindrer Gunst
entfachen.


Komet





Mythenlaterne
Schweifstern mit Frohbotschaftsfracht
Glühender Raser

Himmelsorakel
Kosmos entfliehender Fels
Sternwartenliebling

Wolkennachtärger
Augen vermissen dein Licht
Reklamationen




Freitag, 16. Januar 2015

Abendländische Werte



Verirrte, Verwirrte, Belogene, Betrogene stehen auf gegen sogenannte abendländische Werte. Werte, die so jung sind, dass sie noch vor den Toren mancher Länder Europas stehen, in Österreich die ersten Schrittchen wagen und in ihrer Wesenheit noch nicht einmal ausformuliert sind. Doch das Hervorkehren des Primates der Vernunft, der Vorrang staatlicher Gesetze vor religiösen Vorschriften, die bedingungslose Verteidigung menschlicher Würde und die Freiheit der Rede und Presse reizen viele, gegen dieses europäische Kind anzukämpfen. Wer glaubt, das „Abendland“ hätte zweitausendjährige Tradition, möge die Kriege und Opfer zählen, den Hass und das Verderben ins Gedächtnis rufen, die europäisches „Denken“ hervorgebracht hat. Ab jetzt darf man sich aber auf das zarte Pflänzchen berufen, das tatsächlich zu einem gemeinsamen Gedankenrebstock heranreifen soll. Es muss beschützt  und auch verteidigt werden – genau mit dem Mittel, das die Hasser hassen – dem freien aber unmissverständlichen Wort.

Donnerstag, 15. Januar 2015

Nachtalb



Die Sonne versinkt in der Abendrotschmelze,
dem Glühen der Esse des nächtlichen Schmiedes.
Ein Krähenchor fliegt in Gewoge, Gewälze
dem Mistelbaum zu, singt die Strophen des Liedes,
das Frösteln bringt. Loki, Anubis und Hades
bemerken das Stolpern des Lebensuhr-Rades.

Fernab von den Raben umkreisen die Geier
geduldig die Stätte des täglichen Scheidens.
Dort sammeln sich Tränen und wachsen zum Weiher,
Hyänen benetzen die Lefzen, des Leidens
kein Ende. Dem schrecklichen Alb zu entgehen
bedarf es des Lichtes, ich will es erflehen.

Maler Föhn




Der Föhn, ein Firmamentenmaler,
weiß seinen Pinsel wohl zu führen,
er setzt Nuancen, bunter – fahler,
ein Ansporn, Farben anzurühren.

Heut zeigt der Himmel eine Hand,
im Wölkchenstil ins Blau gestrichen.
Die Fantasie ersetzt Verstand
und alles andre ist verblichen.

Die Hand des großen, Weltengeistes?
Sie ist es nicht, es formt der Föhn.
Der Blick des Wanderers beweist es,
das Bild empfindet man als schön.