Einer der auffälligsten Vertreter unserer an Arten so reichen Ornis
ist wohl der Fichtenhanfgierling. Unter den Kleinvögeln zählt er zu den wahren
Riesen. Immerhin erreichen die Weibchen die stattliche Länge (Schnabel-
Schwanzspitze) von 38 Zentimetern, die Männchen bleiben mit 34,5 Zentimetern
etwas kleiner.
Für einen Kleinvogel erscheint das, selbst wenn man das Männchen
als Maßstab heranzieht, irgendwie außergewöhnlich. Manche Ornithologen waren
daher in der Vergangenheit geneigt, den Fichtenhanfgierling zu den Großvögeln
zu rechnen, was angesichts von Kondoren und Steinadlern doch etwas aus der Luft
gegriffen erscheint. Apropos Luft, diese Art ist flugunfähig, ähnlich dem
afrikanischen Strauß ist sie auf die Beine angewiesen. Das Interessante dabei
ist nicht das für Vögel eher untypische Unvermögen, sondern die Tatsache, dass
der Fichtenhanfgierling zu den Zugvögeln zählt.
Er marschiert in den Süden. Das
erklärt wieder die Größe des Tieres, denn hätte es die Ausmaße anderer
Kleinvögel, würde sich so ein Zug ja gar nicht rentieren. Wie weit würde der
Vogel kommen? Vielleicht bis Bozen, dann wäre bei uns schon wieder Hochsommer.
Kurzum, der Fichtenhanfgierling zieht, durch seine längeren Beine begünstigt,
immerhin bis Venedig. In Italien nennt man ihn. etwas einprägsamer, Berluscone.
Die Herkunft des Namens ist nicht gesichert. Auffällig ist, dass sich der Vogel
an seinen Winterquartieren mit einer Unzahl von Weibchen paart.
Im Jänner beginnt der Fichtenhanfgierling wieder mit der
Rückwanderung in seine Brutgebiete, wo er, ähnlich dem Kuckuck die Nester des Zaunkönigs
und des Rohrsängers zur Eiablage benützt. Junge Fichtenhanfgierlinge haben die
Größe einer Amsel und sind daher auch von Unkundigen leicht zu erkennen.
Zusammenfassend kann man sagen, dieser Vogel ist in vielen Beziehungen
ungewöhnlich. Das macht ihn wahrscheinlich so liebenswert.
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